Die geliehene Freiheit auf der Taschach Alm

Ida geiger, Taschach-Alm Pitztal Österreich
Ida geiger, Taschach-Alm Pitztal Österreich

Die Berge des hinteren Pitztals in Österreich sind in Regenwolken gehüllt. Unweit der Baumgrenze, an der tannenähnliche Zirben ihr langes Leben fristen, liegt in etwa 1800 Metern Höhe die Taschach Alm. Die Gebäude werden umgrenzt von Bergen, die weit höher als 2000 Meter sind: Der höchste von ihnen ist die Wildspitze (3768 m), die zugleich der höchste Berg Tirols ist. Im Regen lassen sich die Berghänge nur erahnen. Im Sonnenlicht erstrahlen die Gipfel erhaben. Die Taschach Alm ist hier der letzte Vorbote der Zivilisation und verspricht ein Gefühl von Freiheit und Naturverbundenheit.
Ida Geiger, die die Gastronomie des Almbetriebs leitet, berichtet, dass „das Gebiet etwa 1600 ha groß ist und man als Hirte viel mit dem Auto zum Vieh auf schlechten Wegen fahren muss. Kennt man die Gegend nicht und kann sich im Nebel nicht zurecht finden, kann es sehr gefährlich werden.“

Der Viermonatsbetrieb auf der Taschach Alm

Die Familie Geiger stammt aus dem Bregenzerwald und betreibt die Alm im Sommer seit 2012. Vier Monate im Jahr sind die drei Frauen und drei Männer in der subalpinen Höhenlage im Auftrag der Agrargemeinschaft Arzl tätig. In den verbleibenden Monaten des Jahres gehen sie unter anderem so unterschiedlichen Berufen nach wie Busfahrer, Einzelhandelskauffrau und Landwirt. Gemeinsam haben ihre Tätigkeiten, dass die Geigers sie im Sommer unterbrechen können.

Auf der Alm grasen zwar in Geigers Obhut mehr als 1000 Schafe und Rinder auf den umliegenden Almwiesen und 40 Kühe geben täglich Milch, “aber uns gehört kein Tier”, so Philip Geiger, der Sohn Ida Geigers. Die Schafe und Kühe werden von den Mitgliedern der Agrargemeinschaft im Frühsommer mit Viehwagen auf die Alm gefahren und im Herbst wieder abgeholt.

Einzig die zehn Schweine im hinteren Teil des Stalles sind im Besitz der Geigers. Sie verwerten die Molke, die bei der Käserei als Abfallprodukt entsteht. Neben der Landwirtschaft betreiben die Geigers eine Sennerei, in der die produzierte Milch zu Butter, Joghurt, Frisch- oder Bergkäse verarbeitet wird. Die Käselaiber werden im Winter von Wolfgang Geiger im Bregenzerwald zur Reife gebracht und im kommenden Sommer auf der Taschach Alm zum Kauf angeboten.

Drei Geschäftsfelder als wirtschaftliche Stützen

Das dritte Standbein des Almbetriebs sind die Gastwirtschaft und die Fremdenzimmer. Ida Geiger ist gelernte Hotelfachfrau und unter ihrer Leitung werden bis zu 21 Personen in Mehrbettzimmern beherbergt. Und es kommen die Tagesgäste, “um die sich alles dreht”, so Ida Geiger. Die Gastwirtschaft bietet Tiroler Hausmannskost und erfordert disziplinierte Planung und Arbeit der drei Frauen.

“Mein ältester Sohn Philip hat schon früher im Sommer Hirtenjobs übernommen bei uns daheim im Bregenzerwald. Dadurch hat er eine große Liebe zum Vieh entwickelt und viel Erfahrung erworben”, so Wolfgang Geiger. Und die war grundlegend für dessen Entscheidung, 2012 den Pachtvertrag für die Taschach Alm zu unterzeichnen. Unter der Voraussetzung, dass die drei Standbeine genügend Gewinn abwerfen, wird die Alm von den Geigers betrieben. In jedem Frühjahr entscheidet die Familie, ob sie ihr Team für den sommerlichen Alm-Betrieb wieder zusammenstellt.

Ida Geiger: „Hier auf der Alm fällt innerhalb der vier Sommermonate sehr viel Arbeit an, es gibt keinen Tag Pause. Wichtig ist deshalb ein gutes Team, auf das man sich verlassen kann und in dem man sich wohl fühlt.” Denn „das ist kein Urlaub hier!”, stellt sie klar. „Aber wenn alle gegen zehn Uhr abends beim Abendessen sitzen, dann haben alle etwas gemacht und sind mit dem Tagwerk zufrieden, wenn es allen Tieren gut geht.”

Freiheit als Lohn der Arbeit

Der Lohn für ihre Arbeit ist weniger das Geld als vielmehr das Arbeiten unter eigener Regie nach eigenen Regeln, die an diesen hoch gelegenen Standort angepasst sind. „Die Arbeit in den Städten ist stressig und kraftraubend und hier ist sie so ganz anders.“ Sie verbindet auf intensive Weise die Menschen untereinander und orientiert sich am Wohl der Tiere.

Die Geigers genießen den Ausstieg auf Zeit, eine geliehene Freiheit mit hoher Verantwortung.
Die Gäste freut es.

Sommer 2019: Mittlerweile wird die Taschach Alm von der Familie Eiter unter dem Namen Taschach Alpe weitergeführt.

Taschach Alpe

Weitere Informationen:

Naturpark Kaunertal

Interaktive Karte mit der Taschach-Alm

 

 

Die Berge des hinteren Pitztals in Österreich sind in Regenwolken gehüllt. Unweit der Baumgrenze, an der tannenähnliche Zirben ihr langes Leben fristen, liegt in etwa 1800 Metern Höhe die Taschach Alm. Die Gebäude werden umgrenzt von Bergen, die weit höher als 2000 Meter sind: Der höchste von ihnen ist die Wildspitze (3768 m), die zugleich der höchste Berg Tirols ist. Im Regen lassen sich die Berghänge nur erahnen. Im Sonnenlicht erstrahlen die Gipfel erhaben. Die Taschach Alm ist hier der letzte Vorbote der Zivilisation und verspricht ein Gefühl von Freiheit und Naturverbundenheit.
Ida Geiger, die die Gastronomie des Almbetriebs leitet, berichtet, dass „das Gebiet etwa 1600 ha groß ist und man als Hirte viel mit dem Auto zum Vieh auf schlechten Wegen fahren muss. Kennt man die Gegend nicht und kann sich im Nebel nicht zurecht finden, kann es sehr gefährlich werden.“

Der Viermonatsbetrieb auf der Taschach Alm

Die Familie Geiger stammt aus dem Bregenzerwald und betreibt die Alm im Sommer seit 2012. Vier Monate im Jahr sind die drei Frauen und drei Männer in der subalpinen Höhenlage im Auftrag der Agrargemeinschaft Arzl tätig. In den verbleibenden Monaten des Jahres gehen sie unter anderem so unterschiedlichen Berufen nach wie Busfahrer, Einzelhandelskauffrau und Landwirt. Gemeinsam haben ihre Tätigkeiten, dass die Geigers sie im Sommer unterbrechen können.

Auf der Alm grasen zwar in Geigers Obhut mehr als 1000 Schafe und Rinder auf den umliegenden Almwiesen und 40 Kühe geben täglich Milch, “aber uns gehört kein Tier”, so Philip Geiger, der Sohn Ida Geigers. Die Schafe und Kühe werden von den Mitgliedern der Agrargemeinschaft im Frühsommer mit Viehwagen auf die Alm gefahren und im Herbst wieder abgeholt.

Einzig die zehn Schweine im hinteren Teil des Stalles sind im Besitz der Geigers. Sie verwerten die Molke, die bei der Käserei als Abfallprodukt entsteht. Neben der Landwirtschaft betreiben die Geigers eine Sennerei, in der die produzierte Milch zu Butter, Joghurt, Frisch- oder Bergkäse verarbeitet wird. Die Käselaiber werden im Winter von Wolfgang Geiger im Bregenzerwald zur Reife gebracht und im kommenden Sommer auf der Taschach Alm zum Kauf angeboten.

Drei Geschäftsfelder als wirtschaftliche Stützen

Das dritte Standbein des Almbetriebs sind die Gastwirtschaft und die Fremdenzimmer. Ida Geiger ist gelernte Hotelfachfrau und unter ihrer Leitung werden bis zu 21 Personen in Mehrbettzimmern beherbergt. Und es kommen die Tagesgäste, “um die sich alles dreht”, so Ida Geiger. Die Gastwirtschaft bietet Tiroler Hausmannskost und erfordert disziplinierte Planung und Arbeit der drei Frauen.

“Mein ältester Sohn Philip hat schon früher im Sommer Hirtenjobs übernommen bei uns daheim im Bregenzerwald. Dadurch hat er eine große Liebe zum Vieh entwickelt und viel Erfahrung erworben”, so Wolfgang Geiger. Und die war grundlegend für dessen Entscheidung, 2012 den Pachtvertrag für die Taschach Alm zu unterzeichnen. Unter der Voraussetzung, dass die drei Standbeine genügend Gewinn abwerfen, wird die Alm von den Geigers betrieben. In jedem Frühjahr entscheidet die Familie, ob sie ihr Team für den sommerlichen Alm-Betrieb wieder zusammenstellt.

Ida Geiger: „Hier auf der Alm fällt innerhalb der vier Sommermonate sehr viel Arbeit an, es gibt keinen Tag Pause. Wichtig ist deshalb ein gutes Team, auf das man sich verlassen kann und in dem man sich wohl fühlt.” Denn „das ist kein Urlaub hier!”, stellt sie klar. „Aber wenn alle gegen zehn Uhr abends beim Abendessen sitzen, dann haben alle etwas gemacht und sind mit dem Tagwerk zufrieden, wenn es allen Tieren gut geht.”

Freiheit als Lohn der Arbeit

Der Lohn für ihre Arbeit ist weniger das Geld als vielmehr das Arbeiten unter eigener Regie nach eigenen Regeln, die an diesen hoch gelegenen Standort angepasst sind. „Die Arbeit in den Städten ist stressig und kraftraubend und hier ist sie so ganz anders.“ Sie verbindet auf intensive Weise die Menschen untereinander und orientiert sich am Wohl der Tiere.

Die Geigers genießen den Ausstieg auf Zeit, eine geliehene Freiheit mit hoher Verantwortung.
Die Gäste freut es.

Sommer 2019: Mittlerweile wird die Taschach Alm von der Familie Eiter unter dem Namen Taschach Alpe weitergeführt.

Taschach Alpe

Weitere Informationen:

Naturpark Kaunertal

Interaktive Karte mit der Taschach-Alm

 

 

 

Heimatbilder

Heimatbilder - Geschichten und Ansichten über ein Gefühl
Heimatbilder – Geschichten und Ansichten über ein Gefühl

Ida Geiger konnte ich gewinnen, sich am Projekt “Heimatbilder” zu beteiligen. Ihre Ansichten zum Thema sind Teil des gleichnamigen Buches als eine Sammlung von profitierten Ansichten zu dem, was Beheimatung, Identität und das Gefühl des Zuhauseseins bedeuten können.

Sie können das Buch im Webshop bestellen

 

 

 

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